
Wie verändert sich die Websuche, wenn Large Language Models (LLMs) die Trefferlisten übernehmen?
Eine aktuelle Studie der Ruhr-Universität Bochum und des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme zeigt, dass Generative KI-Suchsysteme wie Google AI Overview, Gemini oder GPT-4o nicht einfach „neue Suchmaschinen“ sind – sie definieren Suche selbst neu.
Bei RATO Digital beobachten wir dieselbe Entwicklung im Markt: Klassische SEO-Mechanismen verlieren an Gewicht, während Informationssynthese, Quellenvielfalt und Vertrauenswürdigkeit zum neuen Kern digitaler Sichtbarkeit werden. Wer heute noch für „Position 1 bei Google“ optimiert, spielt in einem Spiel, das sich bereits verändert hat.
Von der Trefferliste zur Antwort: Wie Generative Search funktioniert
Traditionelle Suchmaschinen zeigen eine Rangliste von Webseiten – typischerweise zehn organische Treffer, sortiert nach Relevanz und Autorität.
Generative Search-Systeme hingegen sammeln Informationen aus verschiedenen Quellen und formulieren daraus eine eigene Antwort – ein zusammenhängender Text, der auf den ersten Blick vollständig wirkt.
Die Studie zeigt:
- Google AI Overviews (AIO) zieht im Durchschnitt Inhalte aus 8–9 Webseiten,
- Gemini nutzt ähnlich viele Quellen,
- GPT-4o-Search greift selektiv auf 4–5 Quellen zu,
- während GPT-4o (ohne aktives Retrieval) häufig nur auf internes Modellwissen zurückgreift.
Damit verändert sich nicht nur das Format der Suche, sondern auch die Grundlage, auf der Wissen vermittelt wird.
Neue Machtverhältnisse: Wenn KI entscheidet, was sichtbar bleibt
Die Forscher:innen fanden heraus, dass weniger als 50 % der Quellen, die in Google AI Overviews auftauchen, auch in den klassischen Top-10-Suchergebnissen vorkommen.
Das bedeutet: KI-Suchen greifen tiefer in das Web, ziehen Informationen aus weniger bekannten Domains und verschieben damit die Informationshierarchie.
Für Marken und Unternehmen hat das weitreichende Folgen:
- Sichtbarkeit entsteht nicht mehr nur durch Ranking-Positionen, sondern durch semantische Präsenz in vertrauenswürdigen Quellen.
- „Citations“ in generativen Antworten werden zu neuen Relevanzsignalen.
- Domain-Autorität allein reicht nicht mehr – entscheidend ist, ob Inhalte von KI-Systemen als verlässlich genug gelten, um in Antworten integriert zu werden.
Mit anderen Worten: Wir bewegen uns weg von SEO für Maschinen hin zu Content für Maschinen mit Urteilsvermögen.
Vielfalt, aber nicht immer Tiefe: Die paradoxe Logik der KI-Suche
Spannend ist: Obwohl generative Suchsysteme mehr Quellen einbeziehen, erhöht das nicht automatisch die inhaltliche Vielfalt. Laut Studie decken LLM-basierte Suchmaschinen zwar eine ähnliche Anzahl an Themen („concepts“) ab wie klassische Suchergebnisse – sie verdichten jedoch Informationen stärker.
Das hat Vor- und Nachteile:
- Vorteil: Nutzer:innen erhalten schnelle, zusammenhängende Antworten ohne Klickorgien.
- Nachteil: Ambivalente oder kontroverse Perspektiven verschwinden.
In politischen oder wissenschaftlichen Themen – etwa bei Fragen zu Regulierung, Klima oder Gesundheit – schnitt klassische Suche in puncto Themenvielfalt und Mehrperspektivität besser ab.
Damit stellt sich die Frage: Wird generative Suche zur Komfortfunktion oder zum Filter?
Zeitfaktor: Wenn Modelle veralten, bevor das Ereignis endet
Ein weiterer kritischer Befund: Zeitabhängige Informationen sind die Achillesferse generativer Suchsysteme. Modelle wie GPT-4o ohne aktive Websuche liefern bei aktuellen Themen veraltete oder falsche Antworten. Bei Trendthemen („Emmy Winners 2025“, „Falcons vs. Vikings“) zeigten sich deutliche Lücken – während Systeme mit aktivem Retrieval (z. B. Gemini, GPT-Search) deutlich besser abschnitten.
Das verdeutlicht:
Zukunftsfähige Suchsysteme müssen retrieval-augmentiert, zeitbewusst und transparenzfähig sein. Oder einfacher gesagt: KI ohne Internet bleibt blind.
Neue Anforderungen an Unternehmen, Content und Marketing
Für digitale Marken bedeutet dieser Wandel: SEO wird nicht verschwinden – aber es verwandelt sich in AIO (Answer Optimization).
Unsere zentrale Beobachtung bei RATO Digital:
Künftig geht es nicht mehr um Klicks auf Suchergebnisse, sondern um Zitationen in generativen Antworten.
Das verändert Strategien auf mehreren Ebenen:
- Content-Architektur: Inhalte müssen modular, zitierfähig und semantisch konsistent sein.
- Quellenreputation: KI-Systeme bewerten Verlässlichkeit anders als klassische Algorithmen – Trust Signals wie Autorennennung, Quellenverlinkung und Aktualität werden essenziell.
- Markenkommunikation: Sichtbarkeit entsteht dort, wo KI-Systeme Vertrauen bilden – über Fachautorität, Kontextrelevanz und konsistente Datenstrukturen.
- Monitoring: Klassisches Ranking-Tracking reicht nicht mehr – künftig braucht es KI-Sichtbarkeitsanalysen, um zu erkennen, in welchen Antworten die eigene Marke vorkommt.
Die Suche wird zur Synthese
Generative Search markiert den Beginn einer neuen Phase digitaler Kommunikation.
Suchmaschinen werden zu Co-Autoren von Wissen – sie strukturieren nicht mehr nur, sie interpretieren.
Das bringt Chancen für all jene, die strategisch denken, qualitativ arbeiten und inhaltliche Tiefe schaffen. Wer dagegen nur Keywords liefert, verliert – nicht an Platzierungen, sondern an Relevanz im Diskurs.
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FAQ
Wie unterscheidet sich generative Suche technisch von klassischer Websuche?
Während klassische Suchmaschinen nur indexieren und ranken, kombinieren generative Systeme Retrieval mit Textgenerierung – sie fassen Inhalte aus mehreren Quellen zu einer einzigen Antwort zusammen.
Wie kann man in generativen Antworten sichtbar werden?
Durch hochwertige, strukturierte und vertrauenswürdige Inhalte, die semantisch eindeutig sind.
KI-Systeme bevorzugen Quellen, die Kontext, Autorität und Faktenklarheit vereinen.
Sind klassische SEO-Strategien damit obsolet?
Nein – sie werden erweitert. Technisches SEO bleibt Basis, aber semantische, strukturelle und reputationsbezogene Faktoren bestimmen künftig, ob KI dich zitiert oder ignoriert.
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